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Die Cyber X Games - Die Ganze Wahrheit über den Flop Event des Jahres
storybild (Etienne) Was als der größte eSports Event aller Zeiten geplant war, entpuppte sich als die größte Enttäuschung der eSports Geschichte. GIGA GAMES war live vor Ort und sagt Euch, was in Las Vegas wirklich vorgefallen ist!

Das Debakel von Vegas
"Money makes the world go round" hat R. Kelly irgendwann mal gesungen. Bei kaum einem Event trifft das mehr zu, als bei den diesjährigen "Cyber X Games" (CXG). Aus der ganzen Welt sind die besten eSportler angereist, um an dem mit 600.000 Dollar dotieren, Mega-Event teilzunehmen. Einige Clans hatten mehrwöchige Trainingslager absolviert. Die Rede war sogar von "Bootcamps", wo die Teams rund um die Uhr trainiert und gespielt hatten.
Gerade für die europäischen "Counter-Strike"-Clans sollten die "Cyber X Games" eine besondere Herausforderung werden. Immerhin galt es einen kompletten Trip inklusive Anreise, Unterkunft und Verpflegung nach Las Vegas zu finanzieren. Mehrere tausend Mark mussten von den Clans und Sponsoren aufgebracht werden, um an dem Event teilzunehmen.
Wirklich jeder rechnete mit einem Event der absoluten Superlative. Zumindest auf dem Papier stimmte alles: Las Vegas, eine denkbar geniale Location für eine solche Veranstaltung. Zur gleichen Zeit fand auch noch die "Consumer Electronics Show" im Las Vegas Convention Centre statt. Neben der "E3" immer noch eine der wichtigsten Messen, wenn es um neue Medien, Computer und Spiele geht. Die Sponsoren Liste der "CXG" konnte sich ebenfalls sehen lassen. Jede Menge namenhafter Firmen unterstützten das Turnier. Allen voran "AMD", die jede Menge Geld in die "Cyber X Games" investierten.
Doch es kam alles anders. Aus dem Mega-Event wurde ein Mega-Flop. Doch wie kam es so weit?
Im Prinzip lässt sich alles auf eine grottenschlechte Planung, seitens der Veranstalter zurückführen. Denn die Probleme, die letztendlich zum Abbruch des prestigeträchtigen "Counter-Strike"-Turniers führten, sind für LAN-Partys nichts wirklich Neues: Netzwerk-, Steam- und Bandbreiten-Probleme. Ohne jetzt auf die genauen Details eingehen zu wollen (sehr schön nachzulesen bei den Kollegen von "gotfrag.com", siehe Links), seien die wichtigsten Gründe kurz geschildert: Die Installation der Software auf den Turnierrechner fand viel zu spät statt. Daraus resultierte, dass am ersten Turniertag viele Clans noch mit dem Installieren von Spielen, Treibern und anderen Kleinigkeiten beschäftigt waren. Als die Turnierrechner dann endlich "betriebsbereit" waren, stellte man fest, dass es zu wenig Bandbreite für einen reibungslosen Turnierablauf gibt. Auf gut Deutsch: Maximal 15 Rechner konnten sich zur gleichen Zeit mit Steam connecten, ohne dass das gesamte Netzwerk darunter gelitten hätte. Das bedeutete, dass nur zwei Teams gleichzeitig spielen konnten. Bei ca. 50 ausstehenden Matches ein Ding der Unmöglichkeit. Also musste das "Counter-Strike" Turnier kurzerhand gecancelt werden. Die Teams wurden informiert und es wurde über Alternativen nachgedacht. So kam es, dass sogenannte "Showmatches" gespielt werden sollten, die jeweils mit 10.000 Dollar für den Gewinner dotiert wurden. Als Bonus sollte es noch ein Allstar-Match zwischen Europa und den USA geben. Einige der Showmatches fanden dann auch tatsächlich statt. So spielten die Jungs von "Mousesports" gegen die Norweger vom Clan "Titans" und im "CPL Kopenhagen"-Rematch konnte "Team 64 AMD" endlich "SK.swe" besiegen. Immerhin ein kleines Trostpflaster für die geschundenen Seelen der "Counter-Strike" Fans und Spieler. Aus Zeitgründen wurde das von vielen heißerwartete Allstar-Game dann allerdings ebenfalls abgeblasen.
Das abgesagte "Counter-Strike"-Turnier war allerdings nur der Anfang, von einem durch die Bank traurigen eSports-Event. Da der gesamte "CXG"-Staff versuchte, das "CS"-Turnier zum laufen zu bringen, wurden so ziemlich alle anderen Turniere sträflich vernachlässigt. Die "Quake 3"-Spieler mussten die ersten 24 Stunden auf Abruf sein. Ständig hieß es "gleich geht es los", bis dann "Quake 3"-Admin "Syn" wieder den Start des "Quake 3"-Turniers verlegte.
Das lag unter anderem daran, dass ausgerechnet für die "UT 2003" und "Quake 3" Spieler nur TFT-Monitore zur Verfügung gestellt wurden. Wer einen der beiden Shooter mal auf "professioneller" Basis gespielt hat, der weiß, dass das eigentlich absolut nicht geht. Die "Quake 3"-Spieler protestierten und mussten sogar den Admins den genauen Unterschied zwischen TFT- und Röhren-Monitor vorstellen, bis diese sich bereit erklärten, gescheite Monitore zu beschaffen.
Während die "Quake 3"-Spieler noch um ihre Monitore kämpften, herrschte bei den "Return to Castle Wolfenstein"-Clans bereits Trauerstimmung. Das Turnier wurde komplett abgesagt. Erst eine Woche vor Beginn der "CXG" wurde schon das "Enemy Territory"-Turnier abgeblasen. Jetzt also erwischte es auch das "RTCW"-Turnier. Die Gründe waren ebenfalls vielfältig und von eigentlich lächerlicher Natur: Das Turnier wurde in ein anderes Hotel verlegt (dafür fehlt bislang immer noch jede Erklärung), dort gab es zu wenig Monitore, auf einigen Turnierrechnern war nicht einmal das Spiel installiert, auf anderen wiederum fehlten die aktuellen Versionen des gespielten "OSP"-Mods. Irgendwann wurde dann einfach das Turnier abgesagt.
Während die "RTCW"-Clans mit Enttäuschung und Wut zu kämpfen hatten, begannen die anderen endlich mit dem Spielen. Das einzige Turnier, das wirklich gut lief, mal von einigen Serverabstürzen und Lag-Problemen abgesehen, war das "WarCraft 3"-Turnier.
Auch das "Quake 3" und "UT 2003"-Turnier kamen endlich in Gang. Letzteres überraschte mit einem neuen Teilnehmer: Jonathan "Fatal1ty" Wendel. Der wohl bekannteste ProGamer der Welt, der mit seinem Label "Fatal1ty Inc." auch als Sponsor den "CXG" auftrat, stieg spontan beim "UT 2003"-Turnier ein. Eigentlich wollte "Fatal1ty" mit seinem neu-gegründeten "Counter-Strike"-Clan "Inevitable Fate" für Furore sorgen. Doch nachdem das "CS"-Turnier gecancelt wurde, schaute er sich nach Alternativen zum Geld verdienen um.
Der einstige "CPL"-Gewinner sorgte für die Überraschung des Turniers. Laut eigenen Aussagen hatte er fast sechs Monate lang kein "UT 2003" mehr gespielt. Dafür gewann er seine Gruppenspiele ohne eine einzige Niederlage und putzte den ein oder anderen großen Namen weg. Am Ende reichte es immerhin für den fünften Platz. Dafür gab es zwar kein Geld, aber immerhin die Anerkennung und den Respekt der gesamten eSports-Szene.
Während also das "UT 2003"-Turnier ohne größere Probleme ausgetragen wurde, wurden die "Quake 3"-Speiler erneut vor den Kopf gestoßen. Im Finale der Loser-Brackets trafen der amerikaner "ZeRo4" auf den absoluten Überraschungsspieler "elpajuo". Der Gewinner dieses Matches hätte im Finale gegen den russischen Spieler "Cooller" ("ESWC 2003" Champion)
antreten müssen. Doch dazu ist es niemals gekommen, denn mitten im Spiel zwischen "elpajuo" und "ZeRo4" wurde kurzerhand das Netzwerk runtergefahren. Die Spieler staunten nicht schlecht, als sie auf einmal das "Stecker-Symbol" auf ihrem Monitor sahen. Der "Quake 3"-Admin kam und erklärte ihnen, dass das Turnier hiermit offiziell beendet sei und der Russe "Cooller" als Gewinner erklärt würde. Unglaublich aber wahr. Das "Quake 3"-Turnier wurde mitten in den Finalbegegnungen einfach abgebrochen. Die "Quake 3"-Spieler, die so hart für dieses Turnier gekämpft hatten und wirklich Stunden lang warten mussten und ständig vertröstet wurden, waren stink sauer. Immerhin saß die gesamte "Quake 3"-Community gespannt vor den "GTV"-Servern und wollte wissen, wie das Turnier ausgeht. So kam es, dass die Spieler den Admins anboten, in einem ihrer Hotel-Zimmer weiterzuspielen. Angeblich erklärte sich sogar "Fatal1ty" bereit zwei Rechner zur Verfügung zu stellen. Doch das Angebot wurde abgelehnt. Am Ende teilte "Cooller" das Geld fair auf. Von den 10 000 Dollar behielt er 5.000 und gab sowohl "ZeRo4" als auch "elpajuo" je 2.000 Dollar. Immerhin eine sehr sportliche Geste von "Cooller", aber dennoch ein verdammt enttäuschender Abschluss des Turniers. Von dem Plötzlichen Abbruch des "Quake 3" Turniers waren übrigens auch die "Call of Duty"-Clans betroffen. Die spielten nämlich im gleichen Raum wie die "Quake 3"-Spieler und trugen gerade die letzten Spiele des "CoD"-Turniers aus, als plötzlich das Netzwerk runtergefahren wurde. Auch hier wurde das Preisgeld einfach unter den verbleibenden Clans aufgeteilt.
Andere Turniere, wie die "Female Only"-Tournaments, das "Americas Army"-Turnier oder zahlreiche BYOC-Turniere wurden entweder einfach abgebrochen oder fanden gar nicht erst statt.

Die Rechnung wird unterm Strich gemacht
Und unterm Strich steht wohl die wohl größte Enttäuschung der eSports Geschichte. Von sieben hochdotierten Turnieren, wurden nur sage und schreibe zwei vollständig und korrekt beendet. Bei allen anderen Turnieren wurde grandios geschlampt. Nicht nur die zahlreichen Spieler und Clans waren bitter enttäuscht, auch die gesamte Presse, Sponsoren und die eSports-Fans Zuhause an den Monitoren werden nicht viel gutes an den "Cyber X Games" lassen.
Und vor allem wurde nicht viel dagelassen. Die Führung der "Cyber X Games" berichtete am Samstag Abend, dass ohne Ende Hardware im Wert von über 10.000 Dollar gestohlen wurde. Kein Wunder, waren die meisten Rechner und Monitore zu Beginn total unbewacht und in unmittelbarer Nähe des Hotel-Parkplatzes. Das Resultat waren dann verschlossene Türen für Spieler und Presse. Einige Spieler berichteten, wie sie ihre Turnier-Spiele verpassten, weil sie von der Security nicht in den Turnier-Bereich gelassen wurden...

Bereits jetzt wird auf den meisten Szene-Seiten abgelästert was das Zeug hält. Von "Cancelled X Games" über "Cyber Suxx Games" bis hin zu "Cyber X Gays" liest man eigentlich nur vernichtende Urteile über dieses Turnier.
Dabei hätte es gar nicht so schlimm werden müssen. Hätte man das Event langfristig und gründlich genug geplant und organisiert, dann wären die meisten Probleme zu vermeiden gewesen. Netzwerk-Probleme dürfen für ein Event in dieser Größenordnung einfach keine Rolle mehr spielen. Aber auch kleinere Probleme, wie fehlende Zeitpläne für die Spiele, zu wenige Admins oder mangelnde Hardware, sind eigentlich mittlerweile Dinge, die man als Veranstalter recht schnell und einfach in den Griff bekommen sollte. Bleibt die Frage wer ist Schuld?

Die Schuldfrage
Natürlich muss die Frage erlaubt sein, wer denn eigentlich verantwortlich für den ganzen Mist ist. In erster Linie ist das natürlich der Veranstalter selbst. Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen und ein Interview mit dem "Cyber X Games" CEO, Joe Hill geführt. (Siehe Downloads). Aus seiner Sicht wurden die "Cyber X Games" sabotiert. Als Hauptschuldigen sieht er "Valve" die ihm zugesichert haben, vor Ort zu sein und sich um einen reibungslosen Verlauf mit Steam zu kümmern. So ist zum Beispiel bekannt, dass "Valve" über ein sogenanntes "LAN"-Kit verfügt, mit dem man sich nicht Online mit Steam verbinden muss. Dieses Kit wird zum Beispiel auf den "CPL"-Events benutzt. Die "Cyber X Games" waren allerdings nicht in Besitz dieses Kits. Bislang bleibt noch ungeklärt, wessen Schuld das wirklich ist. Sollte Joe Hill beweisen können, dass das Debakel wirklich die Schuld von "Valve" ist, könnte er damit einiges bei den enttäuschten Spielern und Sponsoren wieder gut machen. So richtig glauben tut da aber im Moment keiner dran.
Laut Hill sollen auch alle angereisten Spieler und Clans Ihre Reise- und Aufenthaltskosten zurückerstattet bekommen. Allerdings gibt es darüber keine schriftliche oder gar vertragliche Einigung und es bleibt fraglich, ob wirklich jemand Geld sehen wird.
Ungeachtet der Steam-Frage, liegt die Schuld für die schlechte Organisation, Planung und Betreuung der Turniere und des gesamten Events trotzdem allein beim Veranstalter. Wer weiß, wie die "Cyber X Games" ausgegangen wären, wenn das "Counter-Strike"-Turnier wie geplant von Statten gegangen wäre. Vielleicht wäre es wirklich der erhoffte Mega-Event geworden. Manchmal ist es ein schmaler Grat zwischen einem großen Erfolg und einer großen Enttäuschung...
Die Ergebnisse
Counter-Strike 5on5

Turnier wurde gecancalled

Counter-Strike 5on5 10.000 Dollar Showmatches

Team64 AMD vs. SK swe [16:11] (Demo im Downloadbereich)

mouz vs. The Titans [16:08]

4Kings vs. Team AMD Gamers [16:09]

NoA vs. Adrenaline[GX] [09:07]

The Stomping Grounds vs. Made in Brazil [13:16]

Inevitabel Fate vs. Forsaken [16:05]

xPerience vs. DKSkyline [08:16]

Das angekündigte All Star Match ist zwar ausgefallen, aber die Lineups standen bereits fest:

All Stars Europe: SpawN, Mangiacapra, Blizzard, vesslan, hyper
All Stars USA: bloodshot, rambo, shaguar, icesalmon, kiko

WarCraft 3 - The Frozen Throne 1on1
1. 4K.Grubby ($10.000)
2. aT-Wizard
3. SK|Insomnia
4. 4K.Zeus[19]
5. SK|Smurphet / DeliCato[AMD64]
(Platz 2 - 5 teilen sich $15.000 Preisgeld)

Unreal Tournament 2003 1on1
1. lauke ($12.000)
2. Lotus ($5.000)
3. stryfe ($2.500)
4. Xyber ($1.500)
5. infinite / Fatal1ty

Quake 3 1on1
1. cooller ($10.000)
2. - 3. ZeRo4 / elpajuo (je $2.500)

Turnier wurde abgebrochen, Geld unter den verbleibenden Teilnehmer aufgeteilt

Call of Duty 6on6
1. zfz ($7.000),
2. - 4. Rival / SMF / UNR (je $6.800)

Turnier wurde abgebrochen, Geld unter den verbleibenden Teilnehmer aufgeteilt

Americas Army

Turnier wurde gestartet aber nicht beendet. Soll Online weitergeführt werden...

RTCW

Turnier wurde aus organisatorischen Gründen gecancelt

Enemy Territory

Turnier wurde kurz vor dem Event gecancelt

BYOC Tournaments

Die Turnier der "Bring your own computer"-LAN wurden nicht beendet oder gecancelt. Vereinzelt wurden Preise vergeben.

Female Tournaments

Turniere wurden aus organisatorischen Gründen gecancelt. Über die Preisverteilung ist bislang nichts bekannt.

Die Downloads
Natürlich findet Ihr einige exklusive Downloads bei uns im Download-Bereich. Einige Interviews befinden sich noch in unserem Schneideraum, deshalb checkt regelmäßig nach, wann es was neues gibt. Folgendes sollte in absehbarer Zukunft bei uns im Download-Bereich und unter diesem Artikel zu finden sein:

-Interview mit Joe Hill, CEO der "CXG", über das geplatze "Counter-Strike"-Turnier.

-Interview mit SK|Insomnia, über seinen Turnierverlauf und seine weiteren Chancen

-Interview mit Johnny R. von "Mousesports" über den allgemeinen Stand der Dinge auf den "CXG"

-Interview mit Massud vom "Team64 AMD" über das abgeblasene "Counter-Strike"-Turnier

-Cyber X Games - On Location

-Living Las Vegas - Unterwegs in der Stadt der Sünde

-"Counter-Strike"-Demo "Team64 AMD" vs. "SK.swe"

published 14.01.2004
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